Im Herbst letzten Jahres fand ich in einem Konvolut eine 4×5-Fahrzeugbasis in Rot mit einer weißen 1×2-Platte darauf. An sich nichts Besonderes. Bei der Recherche nach dem passenden Set stieß ich auf das Bootsgespann mit Taucher (Im Englischen: „Scuba Squad“) mit der LEGO-Set-Nummer 6556, das 1997 in der LEGO-Stadt-Serie herauskam. Und das gefiel mir auf Anhieb so gut, dass ich beschloss, es nachzubauen.
Es erinnert mich an die Zeit von 2001 bis 2003, in der ich selbst mehrfach die Unterwasserwelten des Mittelmeeres und des Roten Meeres erkunden konnte. Deshalb habe ich mir das Set nochmal komplett mit Box und Anleitung gekauft und für die Fotos meine Tauchmaske und das Logbuch herausgesucht, in dem Sporttaucher jeden Tauchgang dokumentieren. Heute zeige ich es Euch.
Basis-Infos: LEGO 6556
- Name: Bootsgespann mit Sporttauchern (Scuba Squad)
- Set-Nummer: 6556
- Erscheinungsjahr: 1997
- Themenbereich: LEGO Stadt, LEGO 90er-Jahre
- Produktionszeitraum: 1997 bis 1998
- Vertrieb in: Europa, Nordamerika, Australien und Asien
- Verkaufspreis (1997): 17,80 D-Mark
- Teile: 63 Teile + 2 Minifiguren
- selber bauen: LEGO 6556 Bauanleitung
- LEGO 6556 kaufen: bei Ebay, bei Kleinanzeigen, bei Bricklink
Überblick über die Teile
Historische Einordnung
LEGO-Set 6556 erschien 1997 als Teil der neuen Stadt-Unterwasser-Serie mit schwimmenden Schiffen und detailreich gestalteten Unterwasserwelten sowie, als besonderer Clou, einer Unterwasser-Forschungs-Station (LEGO 6441). Nach dem Schlauchboot mit Taucher, Sägefisch und eigentlich viel zu großer Schatztruhe (LEGO 6555) ist es das zweitkleinste Set der Serie und zudem das einzige mit einem Landfahrzeug.
Das Bild stammt übrigens aus dem LEGO Collectors Guide. Ein super Nachschlagewerk!
Die Box von LEGO-Set 6556
Die OVP ist mit 19 x 9,5 x 4,8 Zentimetern recht groß angesichts der überschaubaren Anzahl an Teilen. Der Vorteil ist, dass das fertig zusammengebaute Gespann wie in einer Garage darin parken kann.
Grundsätzlich handelt es sich um eine blaue LEGO-SYSTEM-Box, jedoch ist mit Ausnahme der Rückseite und der Öffnungsseite zumindest partiell eine blau-weiße Struktur aufgedruckt, die an die Meeresoberfläche erinnert. Mit den maritimen Details bei der Bedruckung ist die Box auf jeden Fall etwas Besonderes.
Auf den schmalen Längsseiten ist ein kleines Foto in einen metallisch anmutenden Rahmen mit abgerundeten Ecken und Nieten aufgebracht, auf dem der Taucher sich gerade rücklinks über den Bootsrand ins Wasser begibt, was übrigens „in echt“ beim Schlauchboot genau so gemacht wird. Dabei hält man sich die Hand auf die Maske, damit diese beim Eintauchen nicht verrutscht – das ist bei dem LEGO-Taucher wegen des Schlauchs vom Atemgerät nicht darstellbar.
Auf der schmalen Längsseite sehen wir eine Szene beim Aus- bzw. Einpacken:
Hier noch ein Blick auf die Rückseite. Dort werden ebenfalls metallisch anmutendes Rahmen mit Nieten um die beiden unteren Bilder verwendet. Außerdem sind drei alternative Bauvorschläge abgebildet – eine Wasserski-Szene, ein Traktorgespann zum Umpflügen des Strandes und ein Amphibienfahrzeug mit dem Schlauchboot, das ein wenig an die Bootsautos bei Spongebob Schwammkopf erinnert.
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Die Bauanleitung
Die Größe der Anleitung entspricht etwa dem Format DIN A6 und ist daher einmal gefaltet, damit sie in die Box passt.
Die Bauanleitung besteht insgesamt aus sechs Seiten, auf denen doppelseitig zuerst die Figuren, dann das Boot, die Boje, der Anhänger und schließlich das Zugfahrzeug zusammengesetzt werden. In den oberen Ecken, teils verdeckt durch die Bauschrittzahlen, sind etwas unscharf kleine Fischschwärme zu sehen und auf der vorletzten Seite, quasi zur Fertigstellung des Sets, das dreieckige Logo der „Taucher“-Serie, welches übrigens auf der Box fehlt. Also auch hier wieder kleine individualisierende Elemente.
Die Minifiguren
Das Set enthält zwei Minifiguren: den Taucher und den Bootsführer (im Englischen heißt die Figur „Boatie“).
Bemerkenswert an den beiden ist vor allem das Design der Torsi. Beide tragen links das ovale Logo der Unterwasserserie mit einem Delfin. Der Taucher (rechts im Bild) hat einen blauen Torso mit Manometer darunter für die Pressluftversorgung und Tiefenmesser sowie einem Dekor aus schwarzen Ovalen und gelben, ebenfalls schwarz gerahmten Dreiecken auf der rechten Seite. Sein „Landsmann“ trägt ein weißes Trägerhemd mit grüner stilisierter Unterwasserwelt und einer Art Schmetterlingsfisch in Gelb mit schwarzem Streifen.
Während der Torso des Tauchers in drei weiteren Sets der oben erwähnten Unterwasser-Serie vorkommt, gibt es den seines Companions exklusiv nur in ebendiesem Set.
Die restlichen Figurenteile sind zeitgemäß – die Köpfe mit kleiner schwarzer Sonnenbrille bzw. Schnurrbart, dazu zwei blaue Schirmmützen und einfache unbedruckte Beine.
Das Tauchequipment
Für den Tauchgang steht dem in Blau und Schwarz gekleideten „Wassermann“ neben einem Paar blauer Flossen und dem weißen Atemgerät der für LEGO-Space und LEGO-Stadt gleichermaßen verwendete Visierhelm in Schwarz zur Verfügung.
Wichtige Anmerkung an der Stelle: Helme sind beim Sporttauchen eher unüblich. Man trägt die Tauchmaske je nach Wassertemperatur direkt auf dem Kopf oder auf einer Neoprenkapuze. Da das bei LEGO-Minifiguren so schlecht darstellbar ist, haben seitdem alle Taucher Vollvisierhelme mit einem Visier in Tauchmaskenform. Hier in transparentem Dunkelblau, was wiederum unüblich ist, da außer an der Wasseroberfläche die Blendwirkung des Sonnenlichts zu vernachlässigen ist. Dazu kommt, dass letzteres mit zunehmender Tauchtiefe ohnehin abnimmt, so dass man spätestens ab 30 Metern oftmals schon zusätzliche Lampen benötigt, weshalb alle handelsüblichen Tauchmasken klare Scheiben haben. Das Tauchmaskenvisier gab es durchaus auch in klarem Transparent in den größeren 97er-Unterwassersets und im Tauchzubehörset Nr. 5389 von 1998.
Nicht unerwähnt bleiben soll die auffällige rote Harpune mit sogenannter dünner Speerbasis, welche es 1997/98 noch in sechs weiteren Sets gab. Später wurde der vordere Teil, aus dem der Speer hervorsteht, dicker und mit quadratischem Querschnitt gegossen.
Ein paar wertende Worte hierzu: Als Sporttaucher geht man nicht auf die Jagd. Meist ist es ohnehin verboten (soweit das nicht bereits der gesunde Menschenverstand übernimmt) und man benötigt auch eigentlich keine zur Sicherheit; zumindest nicht im Mittelmeer und zu meiner Tauchzeit auch nicht im Roten Meer. Sporttaucher tragen allenfalls ein Tauchermesser, aber auch das nur, um sich ggf. aus Schlingpflanzen, Seilen oder ähnlichem zu befreien. Ein silbernes Messer wie bei LEGO-Aquazone oder eine Unterwasserkamera hätte mir hier als Zubehör besser gefallen.
Das Zugfahrzeug
Hauptbestandteil des Bootsgespanns ist ein mit den typischen bulligen 90er-Jahre-Rädern ausgestatteter Kleintransporter in der damals noch üblichen (und bei mir immer noch sehr beliebten) 4-Noppen-Breite und 10 Noppen Länge (siehe hierzu meinen Beitrag zu „4 Wide LEGO Cars“ kurz: 4WLC ).
Das Design des Torsos des Tauchers mit dem ovalen „Divers“-Logo findet sich auch auf den Seitenwänden des Zugfahrzeugs wieder. Es wird dort mittels Aufklebern auf die 4×3-Paneele im Heckbereich geklebt.
Natürlich hat das Auto Türen sowie gleich zwei Sonnendächer, davon eins als Heckklappe. Im dahinterliegenden Frachtraum kann man das Tauchequipment unterbringen, woran sich aber direkt ein Problem anschließt, auf welches ich später noch eingehe. Die Harpune und die Boje passen übrigens leider nicht in den Kofferraum. Ebenfalls schade: Leider verfügt der Kleintransporter wegen der Anhängerkupplung nicht über die tollen Federachsen.
Angesichts der dominierenden Farben Weiß, Schwarz, Blau und Gelb wirken die 4×5-Basisteile in Rot etwas deplatziert. Ich schätze, LEGO wollte das Gefährt einfach noch ein wenig bunter und damit gefälliger gestalten. Etwas deplatziert wirkt auch die graue 2×2-Platte mit Kugelaufnahme als Anhängerkupplung, denn dieses Teil gibt es auch in Schwarz, was deutlich besser ausgesehen hätte. Ebenso verhält es sich mit der 2×2-Platte über der Vorderachse (drei Bilder weiter oben seht Ihr es) und auch innen werden zwei solche Platten in altem Hellgrau verbaut, welche ebenfalls schwarz oder rot hätten sein dürfen.
Der Anhänger mit dem Schlauchboot
Rot ist auch die dominierende Farbe des recht simpel konstruierten einachsigen Anhängers – genauer gesagt, seines zentralen Bauteils – einer 4×9 Noppen großen Wedge Plate. Die wenigen übrigen Teile – zwei 2×4-Platten, eine 1×2-Fliese, die Achse und die Deichsel – sind schwarz. Dazu gibt es passend zum Zugfahrzeug weiße Felgen mit den dünnen Flugzeugreifen.
Das gelbe Schlauchboot wird lediglich von zwei Noppen der 2×4-Platte vorn gehalten und zwar überraschend gut. Es handelt sich um das kleinste von LEGO erhältliche Schlauchboot mit gerade mal ca. 6×12 Noppen Außenmaß und 2×6 Noppen Nutzfläche.
Es ist gar nicht so einfach, auf dieser Fläche die Figuren möglichst sitzend zu platzieren – der Taucher muss ja sein gesamtes Equipment mitführen – und noch die Boje sicher unterbringen.
Wie Ihr seht, ist es fast zu klein. Das Boot verfügt über einen kleinen angedeuteten Außenbordmotor in Althellgrau, Blau und Schwarz, der mir gut gefällt. Übrigens wird auf der Box explizit darauf hingewiesen, dass das Boot nicht schwimmt.
Weiteres Tauchzubehör
Ebenfalls im Lieferumfang enthalten, ist eine (angedeutete) Tauchboje. Sie ist ganz schlicht bestehend aus einer roten runden Platte, einer weißen Antenne und der (bedruckten) blau-weißen „Alpha-Flagge“. Insbesondere auf offenen und vielbefahrenen Gewässern ist eine solche Boje eine Lebensversicherung, die vor allem beim Auftauchen die Kollision mit einem Wasserfahrzeug verhindern soll.
Neben der international verwendeten „Alpha-Flagge“ gibt es noch die rote, vom Ursprung her nordamerikanische „Taucher-unten-Wasser“-Flagge mit dem diagonalen weißen Streifen, die ich persönlich mehr mit dem Tauchen verbinde und die man auch an Tauchbasen in Kroatien, der Türkei oder in Ägypten findet. In den großen Unterwasser-Sets des Jahres 1997 werden an den Schiffen beide Flaggen als nautische Zeichen verwendet.
Der Umbau: LEGO 6556 sinnvoll erweitert
Als ich das Set erstmals sah, stellte sich mir sofort eine Frage: Wo fährt eigentlich der zweite Mann mit? Anscheinend ist es so gedacht, dass der „Boatie“ den Van fährt und auch das Boot steuert – wie auf der letzten Seite der Bauanleitung zu sehen ist. Aber wenn der das Tauchequipment mitnehmen kann, wie bitte kommt dann der Taucher zur Uferstelle? In den Laderaum des Vans passt er nicht – zu niedrig – und im Boot auf dem Anhänger mitzufahren, wäre wohl selbst in der tropischen Welt, die hier suggeriert wird, nicht zulässig!
Da ich das Set ohnehin aus den eingangs genannten Teilen neu entstehen ließ, kam die Idee auf, den Van gleich so zu verlängern, dass beide Buddies darin Platz finden. Nun hat er vier Türen, drei Sonnendächer sowie einige weitere kleine Modifikationen wie den modernen Rammschutz vorn oder die Lichtschlitze oben im Laderaum.
Auch den Hänger habe ich mit einigen Anbauteilen erweitert. Meines Erachtens fehlten ihm vor allem Rücklichter und eine Vorrichtung zum Abstellen nach dem Abkuppeln. Höhergelegt wurde er ebenfalls, damit er angekuppelt waagerecht liegt. Die Reifen habe ich gegen die breiteren profilierten Reifen getauscht – nach meinem Dafürhalten passen sie nun besser zu den Breitreifen des Vans.
Das Boot erhielt einen etwas detaillierteren Außenborder mit Schraube. Die Boje besteht nun aus zwei Rundsteinen und sieht damit mehr nach Boje aus. Für den Einsatz „im Wasser“ wird der untere Stein einfach entfernt.
Das Tauchmaskenvisier des Tauchers hatte ich beim Zusammensuchen der Teile nur in transparentem Hellblau übrig, was wie oben beschrieben eigentlich auch schon der Tönung zu viel ist. Vielleicht tausche ich es nochmal gegen ein klares Visier.
Ein wichtiges Detail fehlt jedoch in der sonst recht umfangreichen Ausstattung des Sets, wie übrigens auch bei praktisch allen Taucherfiguren bis heute: Sporttaucher benötigen zum Regulieren der Tauchtiefe einerseits einen mit Bleigewichten versehenen Gürtel und andererseits das sogenannte „Jacket“. Das ist eine mit Luft befüllbare Weste, die auch die Luftflasche trägt. Die Kunst besteht nun darin, unter Wasser in Zusammenhang mit der Atmung weder unbeabsichtigt aufzutauchen noch den Boden zu berühren, sondern eine konstante Tauchtiefe zu behalten. Meist ist ja der Boden, insbesondere in den felsigen Tauchrevieren im Roten Meer, von Korallen bewachsen, die man nicht beschädigen will. Während das Jacket schwer darstellbar ist bzw. mutmaßlich sozusagen im Torso des Tauchers bereits inbegriffen ist, fand sich für den Bleigürtel eine Lösung in Form eines entsprechenden Zubehörteils in Gelb, welches als Ersatzteil einer Batman-Figur beilag. *Grins*
Fazit
Das Set 6556 stellt mit dem Bootsgespann sozusagen die Verbindung der LEGO-Stadt zu der 1997 eingeführten Unterwasserwelt dar. Mit dem „Divers“-Design ist der Transporter einzigartig und bietet mit Türen, Sonnendach und Heckklappe alles, was das 4WLC-Herz begehrt. Dank der besonderen Bedruckung der Box und der kleinen Details in der Anleitung lohnt es sich, das Set komplett zu kaufen. Es bietet dank des umfangreichen Zubehörs viele Spielmöglichkeiten – vom Transport zum Wasser, über die Fahrt mit dem Boot zum Tauchspot bis hin zum Tauchgang selbst. Das Equipment kann komplett in Transporter und Boot untergebracht werden, lediglich die zweite Figur bleibt leider sprichwörtlich auf der Strecke.
Dem entgegen gewirkt werden kann nur mit einem Umbau des Vans zum Zweisitzer. Daran habe ich mich versucht und habe im Zuge dessen einige weitere Modifikationen vorgenommen, nicht nur am Zugfahrzeug. Derart erweitert, stellt sich das Set gleichsam modernisiert und etwas realitätsnäher dar, ohne den grundsätzlichen Charakter des Ursprungssets zu verleugnen.
Eure Meinung ist gefragt!
Was sagt Ihr zu der Erweiterung? Hattest Ihr das Set als Kind? Oder hattest Ihr ein anderes Set aus der 1997er-Unterwasserserie? Verbindet Ihr damit auch eigene Taucherinnerungen, so wie ich?
Schreibt es gern in die Kommentare.
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Sehr schöne Review und vor allem tolle Umbauten – dezent und sinnvoll. Die kugelförmige Boje und die Schraube am Schlauchboot finde ich dabei am schönsten.
Ich fand die Reihe damals schon cool, aber meine Lego-Kinderzeit ging langsam zu Ende, so dass ich kein Set davon besitze. Bei allen Sets, die halb unter, halb über der Wasseroberfläche spielen, finde ich die Bilder auf den Packungen immer super cool und habe mich als Kind immer gefragt, wie man das zu Hause geschickt platzieren kann, dass das Boot auch wirklich über dem Taucher ist und nicht die Unterwasserwelt neben dem Boot steht. 🙂